Schimmel am Fenster entfernen und dauerhaft vorbeugen – So geht's richtig
Schimmel an Fenstern und Fensterrahmen ist ein häufiges Problem. Erfahren Sie, warum Fenster besonders anfällig sind, wie Sie Schimmel sicher entfernen und was wirklich gegen Kondenswasser und Schimmelbildung hilft.

Schimmel am Fenster gehört zu den häufigsten Schimmelproblemen in Wohnungen und tritt besonders in den kalten Monaten auf. Die dunklen Flecken an Fensterrahmen, Dichtungen und Laibungen sind nicht nur unschön, sondern auch ein Zeichen für Feuchtigkeitsprobleme, die schnell größer werden können. Viele Betroffene sind verunsichert: Liegt es an den Fenstern selbst, am falschen Lüften oder an baulichen Mängeln?
In diesem umfassenden Ratgeber erfahren Sie, warum Schimmel gerade an Fenstern entsteht, wie Sie ihn sicher und dauerhaft entfernen und welche präventiven Maßnahmen wirklich funktionieren – für alle Fenstertypen von Holz über Kunststoff bis Aluminium.
Warum entsteht Schimmel ausgerechnet am Fenster?
Fenster sind aus physikalischen Gründen besonders anfällig für Schimmelbildung. Um das Problem effektiv zu bekämpfen, müssen Sie die Ursachen verstehen:
Kondenswasser als Hauptursache
Warme Raumluft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen als kalte Luft. Wenn diese feuchte, warme Luft auf kalte Oberflächen trifft – und Fenster sind meist die kältesten Stellen im Raum – kühlt sie ab und kann die Feuchtigkeit nicht mehr halten. Das Wasser kondensiert und sammelt sich als Tropfen auf Scheiben, in Rahmenecken und Dichtungen.
Diese ständige Feuchtigkeit ist der perfekte Nährboden für Schimmelsporen, die in der Luft allgegenwärtig sind. Bereits ab einer relativen Luftfeuchtigkeit von 70 bis 80 Prozent an der Oberfläche kann Schimmel wachsen – und genau diese Bedingungen herrschen an beschlagenen Fenstern.
Wärmebrücken und Kälteeinfall
Besonders betroffen sind:
- Alte Fenster mit einfacher Verglasung: Sie haben eine sehr niedrige Oberflächentemperatur und ziehen Kondenswasser geradezu an
- Rahmenecken und Anschlüsse: Hier treffen verschiedene Materialien aufeinander, was zu Kältebrücken führt
- Fensterlaibungen: Die seitlichen und oberen Bereiche rund um das Fenster sind oft schlecht gedämmt
- Rollladenkästen: Ungedämmte Kästen lassen Kälte direkt ins Mauerwerk eindringen
Weitere begünstigende Faktoren
- Hohe Luftfeuchtigkeit im Raum: Durch Kochen, Duschen, Wäschetrocknen oder viele Pflanzen
- Unzureichendes Lüften: Dauerhaft gekippte Fenster kühlen die Laibung aus, ohne ausreichend Feuchtigkeit abzuführen
- Zu niedrige Raumtemperatur: Unter 18 Grad erhöht sich die relative Luftfeuchtigkeit
- Möbel oder Vorhänge vor Fenstern: Sie verhindern die Luftzirkulation und halten Wärme von der Fensteroberfläche fern
Schimmel am Fenster richtig erkennen
Nicht jede dunkle Verfärbung ist Schimmel. So erkennen Sie echten Schimmelbefall:
Typische Anzeichen
- Schwarze, grüne oder braune Flecken in Ecken, an Dichtungen oder auf Rahmen
- Muffiger, modriger Geruch am Fenster, besonders nach dem Schlafen oder bei geschlossenen Räumen
- Verfärbte oder aufgequollene Silikonfugen
- Stockflecken auf Vorhängen oder Gardinen in Fensternähe
- Feuchte oder fleckige Fensterlaibungen
Besonders gefährdete Stellen
Kontrollieren Sie diese Bereiche regelmäßig:
- Fensterecken unten: Hier sammelt sich abfließendes Kondenswasser
- Gummidichtungen: Besonders anfällig für Schwarzschimmel
- Silikonfugen: Zwischen Rahmen und Wand
- Fensterlaibungen: Seitlich und oben
- Unter der Fensterbank: Oft übersehen, aber häufig betroffen
Schimmel am Fenster entfernen – Schritt für Schritt
Bei kleinen bis mittleren Schimmelbefällen können Sie die Entfernung selbst durchführen. Beachten Sie dabei unbedingt die Sicherheitshinweise.
Vorbereitung und Schutzmaßnahmen
Erforderliche Schutzausrüstung:
- Einweghandschuhe (Nitril oder Latex)
- Atemschutzmaske (FFP2 oder FFP3)
- Schutzbrille
- Alte Kleidung oder Einwegoverall
Raumvorbereitung:
- Öffnen Sie Fenster für gute Belüftung
- Decken Sie Möbel und Böden in der Nähe ab
- Entfernen Sie Vorhänge und Gardinen (waschen Sie diese bei mindestens 60 Grad)
- Halten Sie Kinder und Haustiere fern
Effektive Hausmittel und Reiniger
Hochprozentiger Alkohol (empfohlen):
- Mindestens 70 Prozent Ethanol
- Direkt aufsprühen oder mit Tuch auftragen
- 10 bis 15 Minuten einwirken lassen
- Mit sauberem Tuch abwischen
- Verdunstet rückstandsfrei
Wasserstoffperoxid (3 bis 5 Prozent):
- Gut für poröse Materialien
- Großzügig auftragen
- 15 bis 20 Minuten einwirken lassen
- Gründlich abwischen und trocknen
Spezielle Schimmelentferner:
- Für hartnäckigen oder großflächigen Befall
- Produkte auf Aktivsauerstoff- oder Alkoholbasis bevorzugen
- Chlorhaltige Mittel nur in gut belüfteten Räumen verwenden
Was Sie vermeiden sollten:
- Essig auf Silikonfugen (kann als Nährstoff dienen)
- Trockenes Abbürsten (verteilt Sporen in der Luft)
- Einfaches Überstreichen ohne Abtöten der Sporen
Anleitung nach Materialtyp
Kunststofffenster und Aluminiumrahmen
- Schimmel mit Alkohol oder Schimmelentferner einsprühen
- Mit weichem Tuch oder Schwamm abreiben (nicht scheuern)
- Sauberes Wasser nachwischen
- Gründlich trocknen
- Bei Bedarf wiederholen
Holzfenster
- Prüfen Sie, ob der Schimmel nur oberflächlich ist
- Alkohol oder Wasserstoffperoxid vorsichtig auftragen
- Mit weichem Tuch in Faserrichtung abreiben
- Nicht zu viel Feuchtigkeit verwenden
- Nach dem Trocknen eventuell neu streichen oder ölen
Gummidichtungen
- Dichtungen vorsichtig mit Alkohol reinigen
- Mit alter Zahnbürste auch in Rillen arbeiten
- Gründlich trocknen
- Bei porös gewordenen Dichtungen: Austausch erwägen
- Nach Reinigung mit Pflegemittel für Gummidichtungen behandeln
Silikonfugen
- Oberflächlichen Schimmel mit Alkohol oder Schimmelentferner behandeln
- Bei tiefem Befall: Fuge komplett entfernen
- Untergrund gründlich reinigen und desinfizieren
- Gut trocknen lassen (24 bis 48 Stunden)
- Neue Fuge mit schimmelresistentem Silikon ziehen
Wann sollten Sie einen Fachmann beauftragen?
Professionelle Hilfe ist erforderlich bei:
- Schimmelbefall größer als 0,5 Quadratmeter
- Schimmel in der Fensterlaibung oder im Mauerwerk
- Wiederkehrendem Schimmel trotz Entfernung
- Gesundheitlichen Beschwerden
- Unklarer Ursache (Wasserschaden, Baumangel)
- Verdacht auf bauliche Mängel
Schimmel am Fenster dauerhaft vorbeugen
Die Entfernung allein reicht nicht – nur durch Vorbeugung verhindern Sie erneuten Befall.
Richtiges Lüften gegen Kondenswasser
Stoßlüften statt Kipplüften:
- 3 bis 4 Mal täglich für 5 bis 10 Minuten
- Fenster vollständig öffnen
- Idealerweise Querlüften mit gegenüberliegenden Fenstern
- Heizung während des Lüftens kurz herunterdrehen
Weitere detaillierte Informationen zum richtigen Lüften und Heizen finden Sie in unserem umfassenden Präventionsratgeber.
Besonders wichtig lüften:
- Morgens nach dem Aufstehen (Nachtfeuchtigkeit)
- Nach dem Duschen oder Baden
- Nach dem Kochen
- Nach dem Wäschetrocknen
- Vor dem Schlafengehen
Warum Dauerlüften mit Kippfenstern schadet: Gekippte Fenster kühlen die Laibung stark aus, ohne genug feuchte Luft nach draußen zu befördern. Das Ergebnis: Kalte Oberflächen und noch mehr Kondenswasser – der perfekte Schimmel-Nährboden.
Optimale Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit
Raumtemperatur:
- Wohnräume: 19 bis 22 Grad
- Schlafzimmer: mindestens 16 bis 18 Grad
- Badezimmer: 21 bis 23 Grad
- Nie unter 16 Grad abkühlen lassen
Luftfeuchtigkeit kontrollieren:
- Ideal: 40 bis 60 Prozent relative Luftfeuchtigkeit
- Mit Hygrometer regelmäßig messen
- Bei über 60 Prozent: Mehr lüften oder Luftentfeuchter einsetzen
- Feuchtigkeitsquellen reduzieren (Wäscheständer, Zimmerpflanzen)
Kondenswasser richtig behandeln
Wenn sich trotz aller Maßnahmen Kondenswasser bildet:
- Täglich abwischen: Morgens mit trockenem Tuch Fenster und Rahmen abtrocknen
- Nicht verdunsten lassen: Das Wasser geht sonst wieder in die Raumluft
- Fensterbank freihalten: Keine Textilien oder Gegenstände, die Feuchtigkeit aufnehmen
- Vorhänge tagsüber öffnen: Luft muss ans Fenster kommen
Bauliche und technische Lösungen
Wenn Lüften allein nicht hilft:
Für Mieter:
- Vermieter über anhaltende Kondensationsprobleme informieren (schriftlich mit Fotos)
- Eventuell Mietminderung bei baulichen Mängeln
- Luftentfeuchter in besonders betroffenen Räumen
Für Eigentümer:
- Neue Fenster: Mehrfachverglasung mit warmem Randverbund
- Dämmung der Fensterlaibung: Verhindert Kältebrücken
- Rollladenkästen dämmen: Stoppt Kälteeinfall von außen
- Dezentrale Lüftungsanlage: Automatischer Luftaustausch ohne ständiges Fensteröffnen
- Luftentfeuchter: Reduziert Raumfeuchtigkeit automatisch
Spezielle Tipps für verschiedene Räume
Schlafzimmer:
- Morgens besonders gründlich lüften
- Raumtemperatur nicht unter 16 Grad
- Bettdecke aufgeschlagen lassen (Feuchtigkeit entweichen lassen)
- Wäsche nicht im Schlafzimmer trocknen
Badezimmer:
- Nach jedem Duschen oder Baden sofort lüften
- Bei Innenbad: Lüftungsanlage mindestens 20 Minuten laufen lassen
- Tür geschlossen halten, damit Feuchtigkeit nicht in andere Räume zieht
- Fliesen und Fugen nach Gebrauch abziehen
Küche:
- Beim Kochen Dunstabzug nutzen (nach draußen abgeleitet, nicht Umluft)
- Töpfe mit Deckel kochen
- Nach dem Kochen gründlich lüften
- Fenster über der Spüle besonders im Blick behalten
Häufige Fehler und Missverständnisse
“Neue Fenster verursachen Schimmel”
Mythos: Viele denken, nach dem Einbau neuer, dichter Fenster entstehe plötzlich Schimmel.
Wahrheit: Neue Fenster sind nicht die Ursache, sondern machen ein bestehendes Problem sichtbar. Alte, undichte Fenster haben unkontrolliert gelüftet (und Energie verschwendet). Neue Fenster sind dicht, daher muss bewusst gelüftet werden. Das Problem ist nicht das Fenster, sondern unzureichendes Lüftungsverhalten.
“Schimmel am Fenster ist normal im Winter”
Falsch: Auch im Winter sollte kein Schimmel entstehen. Kondenswasser kann bei großen Temperaturunterschieden vorkommen, muss aber täglich entfernt werden. Schimmelbildung ist immer ein Zeichen, dass etwas nicht stimmt – entweder beim Lüften, der Heizung oder baulich.
“Schimmel einfach überstreichen”
Gefährlich: Schimmel nur zu überstreichen oder zu übertapezieren, löst das Problem nicht. Die Sporen leben unter der Farbe weiter und brechen früher oder später wieder durch. Zudem bleiben gesundheitliche Risiken bestehen.
Schimmel am Fenster im Mietverhältnis
Wer ist verantwortlich?
Mieter ist zuständig bei:
- Unzureichendem Lüften trotz Möglichkeit
- Absichtlich zu niedrig geheizten Räumen
- Selbst verursachter übermäßiger Luftfeuchtigkeit (z.B. exzessives Wäschetrocknen)
Vermieter ist zuständig bei:
- Baulichen Mängeln (Wärmebrücken, schlechte Dämmung)
- Defekten Fenstern oder Dichtungen
- Fehlender oder defekter Lüftungsanlage
- Unzureichender Beheizbarkeit
Wichtig: Die Beweislast liegt meist beim Vermieter. Er muss nachweisen, dass der Mieter falsch gelüftet hat.
So gehen Sie vor
- Dokumentieren Sie den Schimmelbefall mit Fotos und Datum
- Messen Sie Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit über mehrere Tage
- Informieren Sie den Vermieter schriftlich (per Einschreiben)
- Setzen Sie eine Frist zur Beseitigung (in der Regel 2 bis 4 Wochen)
- Lassen Sie sich beraten bei Mietervereinen oder Anwälten
- Mietminderung ist bei Schimmelbefall oft möglich (5 bis 20 Prozent je nach Ausmaß)
Zusammenfassung: Die wichtigsten Sofortmaßnahmen
Wenn Sie Schimmel am Fenster entdecken:
- Sofort handeln: Schimmel nicht ignorieren oder “beobachten”
- Kleine Stellen selbst behandeln: Mit Alkohol oder Schimmelentferner
- Ursache beheben: Lüftungsverhalten anpassen, Luftfeuchtigkeit senken
- Täglich Kondenswasser entfernen: Vorbeugung ist wichtiger als Bekämpfung
- Bei Unsicherheit professionelle Hilfe holen: Besser einmal zu viel als zu wenig
Schimmel am Fenster ist meist kein schwerwiegendes bauliches Problem, sondern ein Zeichen für zu viel Feuchtigkeit und zu wenig Luftaustausch. Mit den richtigen Maßnahmen – konsequentem Stoßlüften, ausreichendem Heizen und täglicher Kondensatentfernung – können Sie das Problem dauerhaft in den Griff bekommen und ein gesundes Raumklima schaffen.
Häufig gestellte Fragen
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