Schimmel durch falsches Lüften – So lüften Sie richtig und vermeiden Schimmelbildung
Falsches Lüften ist eine der häufigsten Ursachen für Schimmel in der Wohnung. Erfahren Sie, wie richtiges Stoßlüften funktioniert und welche Lüftungsfehler Sie unbedingt vermeiden sollten.

Schimmel durch falsches Lüften ist einer der häufigsten Gründe für Schimmelbefall in deutschen Wohnungen. Viele Mieter und Eigentümer sind sich nicht bewusst, dass ihre gut gemeinten Lüftungsgewohnheiten genau das Gegenteil bewirken: Statt Feuchtigkeit abzuführen, schaffen sie optimale Bedingungen für Schimmelpilze. Die gute Nachricht: Mit der richtigen Lüftungstechnik lässt sich Schimmel effektiv verhindern.
In diesem Ratgeber erfahren Sie, warum falsches Lüften zu Schimmel führt, wie die optimale Stoßlüftung funktioniert und welche sieben häufigen Lüftungsfehler Sie unbedingt vermeiden sollten.
Warum entsteht Schimmel durch falsches Lüften?
Schimmel benötigt drei Dinge zum Wachsen: Feuchtigkeit, Nährstoffe (die in Tapeten, Farbe und Staub vorhanden sind) und eine geeignete Temperatur. Falsches Lüften beeinflusst direkt den Feuchtigkeitshaushalt in der Wohnung.
Der Zusammenhang zwischen Luftfeuchtigkeit und Schimmel
In einem durchschnittlichen Haushalt entstehen täglich 10 bis 15 Liter Wasserdampf durch Atmung, Schwitzen, Kochen, Duschen und Wäschetrocknen. Diese Feuchtigkeit muss regelmäßig nach außen abgeführt werden, sonst steigt die relative Luftfeuchtigkeit im Raum.
Kritisch wird es, wenn die Luftfeuchtigkeit dauerhaft über 60 Prozent liegt. Dann kondensiert Feuchtigkeit an kalten Oberflächen wie Außenwänden, Fensterlaibungen oder Zimmerecken. Diese feuchten Stellen sind ideale Nährböden für Schimmelpilze, die sich innerhalb von 24 bis 48 Stunden ansiedeln können.
Warum kühlen Wände beim falschen Lüften aus?
Beim Kipplüften oder Dauerlüften kühlen die Wandbereiche rund um das Fenster stark aus, während der Rest des Raumes warm bleibt. Die warme, feuchte Raumluft trifft auf die kalten Wandflächen und kondensiert dort. Genau an diesen Stellen entsteht dann häufig Schimmel – ein klassisches Zeichen für falsches Lüften.
Die 7 häufigsten Lüftungsfehler, die zu Schimmel führen
1. Dauerhaft gekippte Fenster
Der häufigste und gravierendste Fehler: Viele Menschen lassen Fenster den ganzen Tag oder die ganze Nacht gekippt. Das führt zu:
- Starker Auskühlung der Wände rund ums Fenster
- Ineffizientem Luftaustausch (nur oberflächlich, nicht in der gesamten Raumluft)
- Hohen Heizkosten durch permanenten Wärmeverlust
- Kondensation an ausgekühlten Flächen
Besser: Stoßlüften für 5 bis 10 Minuten, dann Fenster wieder schließen.
2. Zu seltenes Lüften
Nur einmal am Tag zu lüften reicht nicht aus, um die täglich entstehende Feuchtigkeit abzuführen. Die Folge: Die Luftfeuchtigkeit steigt kontinuierlich an, bis sie kritische Werte erreicht.
Optimal: Mindestens 3 bis 4 Mal täglich lüften, vor allem nach feuchtigkeitsintensiven Aktivitäten.
3. Zu kurzes Lüften
Ein Fenster für 1 bis 2 Minuten zu öffnen, bringt kaum Luftaustausch. Die feuchte Raumluft wird nicht vollständig ausgetauscht.
Richtig: 5 bis 10 Minuten Stoßlüften, im Winter reichen 5 Minuten, im Sommer eher 10 bis 15 Minuten.
4. Nicht nach Duschen oder Kochen lüften
Beim Duschen oder Kochen entsteht besonders viel Wasserdampf. Wird dieser nicht sofort abgeführt, verteilt er sich in der Wohnung und schlägt sich an kalten Stellen nieder.
Wichtig: Direkt nach dem Duschen oder Kochen intensiv lüften, idealerweise mit geschlossener Tür zum Rest der Wohnung.
5. Lüften bei geschlossenen Innentüren
Wenn Sie nur in einem Raum lüften, aber alle Türen geschlossen sind, erfolgt kaum Luftaustausch in den anderen Räumen. Dort bleibt die feuchte Luft stehen.
Besser: Beim Lüften Innentüren öffnen für besseren Luftaustausch, oder in jedem Raum separat lüften.
6. Lüften bei laufender Heizung
Während des Lüftens sollte die Heizung heruntergedreht werden. Sonst heizen Sie buchstäblich zum Fenster hinaus, ohne dass die Luft effektiv ausgetauscht wird.
Optimal: Heizung vor dem Lüften auf niedrigste Stufe drehen, nach dem Lüften wieder hochdrehen.
7. Nur lüften, wenn es sich „feucht anfühlt”
Das subjektive Gefühl täuscht oft. Wenn sich die Luft feucht anfühlt, ist die Luftfeuchtigkeit meist schon kritisch hoch. Schimmel kann sich bereits gebildet haben, bevor Sie es bemerken.
Tipp: Nutzen Sie ein Hygrometer, um die Luftfeuchtigkeit zu überwachen. Zielwert: 40 bis 60 Prozent relative Luftfeuchtigkeit.
Richtig lüften: Die Stoßlüftungs-Technik
Die effektivste Methode zur Schimmelvermeidung ist das Stoßlüften. So funktioniert es richtig:
Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Stoßlüften
Heizung herunterdrehen: Stellen Sie die Heizung auf niedrigste Stufe oder drehen Sie sie ganz ab.
Fenster vollständig öffnen: Öffnen Sie das Fenster komplett, nicht nur kippen. Bei mehreren Fenstern im Raum alle öffnen.
Querlüften wenn möglich: Öffnen Sie gegenüberliegende Fenster oder Türen für Durchzug. Das ist die schnellste und effektivste Methode.
5 bis 10 Minuten warten: Im Winter 5 Minuten, im Sommer 10 bis 15 Minuten. Die Luft sollte sich kühl anfühlen, aber die Wände nicht auskühlen.
Fenster schließen: Schließen Sie alle Fenster wieder vollständig.
Heizung aufdrehen: Bringen Sie die Heizung wieder auf die gewünschte Temperatur.
Optimale Lüftungszeiten im Tagesablauf
- Morgens nach dem Aufstehen: 5 bis 10 Minuten (Feuchtigkeit durch Atmung und Schwitzen über Nacht)
- Nach dem Duschen: 5 bis 10 Minuten (sofort, idealerweise mit geschlossener Badezimmertür zum Rest der Wohnung)
- Nach dem Kochen: 5 bis 10 Minuten (Wasserdampf vom Kochen)
- Abends vor dem Schlafengehen: 5 bis 10 Minuten (frische Luft für die Nacht)
Bei Wäschetrocknen in der Wohnung oder vielen Personen im Haushalt sollten Sie häufiger lüften.
Jahreszeitliche Unterschiede beim Lüften
Lüften im Winter
Im Winter ist kalte Außenluft sehr trocken (niedrige absolute Luftfeuchtigkeit). Deshalb ist Lüften im Winter besonders effektiv gegen Feuchtigkeit:
- Lüftungsdauer: 5 Minuten reichen aus
- Häufigkeit: 3 bis 4 Mal täglich
- Temperatur nicht zu niedrig: Heizen Sie ausreichend (mindestens 18 Grad), damit Wände nicht auskühlen
Lüften im Sommer
Im Sommer enthält warme Luft mehr Feuchtigkeit. Lüften ist trotzdem wichtig, erfordert aber andere Strategie:
- Lüftungsdauer: 10 bis 15 Minuten
- Beste Zeit: Früh morgens oder spät abends, wenn es draußen kühler ist
- Vermeiden: Lüften während der heißesten Tageszeit, besonders bei schwülem Wetter
An sehr schwülen Sommertagen kann es sinnvoller sein, weniger zu lüften und stattdessen einen Luftentfeuchter einzusetzen.
Luftfeuchtigkeit richtig messen und kontrollieren
Um falsches Lüften zu vermeiden, sollten Sie die Luftfeuchtigkeit im Blick behalten.
Das Hygrometer als wichtiges Hilfsmittel
Ein Hygrometer (Luftfeuchtigkeitsmesser) kostet 10 bis 20 Euro und zeigt Ihnen genau, wann Lüften notwendig ist:
- Idealbereich: 40 bis 60 Prozent relative Luftfeuchtigkeit
- Über 60 Prozent: Unbedingt lüften
- Unter 40 Prozent: Luft ist zu trocken (kann Schleimhäute reizen)
Platzieren Sie das Hygrometer an einer repräsentativen Stelle im Raum, nicht direkt neben Fenstern oder Heizkörpern.
Zusätzliche Maßnahmen zur Feuchtigkeitskontrolle
Neben richtigem Lüften können diese Maßnahmen helfen:
- Wäsche nicht in der Wohnung trocknen oder nur bei gleichzeitig geöffneten Fenstern
- Beim Kochen Dunstabzugshaube nutzen
- Badezimmertür beim Duschen geschlossen halten
- Möbel mit Abstand zur Außenwand stellen (mindestens 5 bis 10 cm)
- Luftentfeuchter in problematischen Räumen (Keller, Badezimmer ohne Fenster)
Lüften und Heizen: Das perfekte Zusammenspiel
Richtiges Lüften allein reicht nicht – auch das Heizverhalten spielt eine wichtige Rolle bei der Schimmelvermeidung.
Warum Heizen wichtig ist
Warme Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen als kalte Luft. Wenn Sie nicht ausreichend heizen, sinkt die Wandtemperatur ab. Dann kondensiert Feuchtigkeit an den kalten Wänden, selbst wenn die Luftfeuchtigkeit im Normalbereich liegt.
Mindesttemperaturen zur Schimmelvermeidung:
- Wohnräume: 19 bis 22 Grad
- Schlafzimmer: 16 bis 18 Grad
- Badezimmer: 21 bis 23 Grad
- Nicht genutzte Räume: mindestens 16 Grad
Das Thermostat richtig nutzen
Viele Menschen drehen die Heizung tagsüber ganz ab, um Energie zu sparen. Das ist kontraproduktiv:
- Besser: Konstante Temperatur halten (1 bis 2 Grad niedriger als gewünscht)
- Nachts: Heizung leicht reduzieren, aber nicht unter 16 Grad
- Bei Abwesenheit: Temperatur auf 16 bis 18 Grad halten, nicht komplett ausschalten
Ständiges Aufheizen und Abkühlen verbraucht mehr Energie und begünstigt Kondensation.
Schimmel trotz richtigem Lüften – was nun?
Wenn Sie trotz korrekter Lüftung Schimmel entdecken, liegt die Ursache möglicherweise nicht am Lüftungsverhalten, sondern an baulichen Mängeln:
- Wärmebrücken (schlecht isolierte Stellen in der Gebäudehülle)
- Undichte Stellen (Risse, defekte Fenster oder Türen)
- Wasserschäden (undichte Leitungen, Rohrbrüche)
- Aufsteigende Feuchtigkeit (besonders im Keller)
In solchen Fällen sollten Sie:
- Vermieter informieren (bei Mietwohnungen schriftlich mit Fotos)
- Ursache professionell klären lassen (Bausachverständiger oder Schimmelsanierer)
- Schimmel fachgerecht entfernen lassen (bei Befall größer als 0,5 Quadratmeter)
Mehr dazu erfahren Sie in unserem Artikel über Schimmel und Mietrecht.
Fazit: Mit richtigem Lüften Schimmel dauerhaft vermeiden
Falsches Lüften ist eine der Hauptursachen für Schimmelbildung in Wohnungen – doch es ist auch eine der am einfachsten zu behebenden. Mit der richtigen Stoßlüftungs-Technik schaffen Sie ein gesundes Raumklima und verhindern effektiv Schimmelwachstum.
Die wichtigsten Punkte zusammengefasst:
- Stoßlüften statt Kipplüften: 3 bis 4 Mal täglich für 5 bis 10 Minuten
- Querlüften für schnelleren Luftaustausch
- Sofort nach Duschen und Kochen lüften
- Heizung während des Lüftens herunterdrehen
- Luftfeuchtigkeit mit Hygrometer kontrollieren (Zielwert: 40 bis 60 Prozent)
- Ausreichend heizen: mindestens 16 Grad in allen Räumen
Wenn Sie diese Regeln konsequent befolgen, leisten Sie den wichtigsten Beitrag zur Schimmelvermeidung. Ein gesundes Wohnklima ist keine Frage des Glücks, sondern des richtigen Verhaltens – und das beginnt mit dem richtigen Lüften.


